von Dr. Wolfgang Stein, Diplom-Biologe, Universität des Saarlandes
In unserer freien Kulturlandschaft ist er zumindest bei uns im Saarland selten geworden. Wie sein lateinisch-wissenschaftliche Artname „sativa“ ( = gesät, angepflanzt) schon andeutet, war er unseren Vorfahren bereits zu Urzeiten eine nützliche Blume als Ölpfanze, Mehlzugabe und Futtermittel. Hierzulande erleben sein Anbau und Verarbeitung in Ölmühlen eine Renaissance. Wikipedia schreibt über ihn:
„Leindotter stellt eine sehr alte Nutzpflanze dar, deren Nutzungsgeschichte bis in die neolithische Zeit zurückgeht. Vor allem aus der Bronze- und der frühen Eisenzeit liegen zahlreiche Funde aus dem östlichen und südlichen Europa vor, die auf die Nutzung dieser Pflanze deuten. Bis etwa 500 nach Christus waren der Anbau und die Nutzung in Reinkultur weitverbreitet, ging danach jedoch stark zurück und spielt heute nur noch in Osteuropa eine gewisse Rolle.“
Der botanische Gattungsname Camelina geht gemäß Helmut Genaust auf das spätlateinische „chamaemelina“ zurück und bedeutet „ein der Kamille ähnliches Kraut“, womit ursprünglich aber wohl eher das Kamillenöl gemeint sei. Gustav Hegi dagegen verweist auf das lateinische „chamai“ (am Boden) und „linon“ (Lein) und führt den Namen darauf zurück, dass unsere Blume als häufiges Unkraut in den Leinfeldern galt. Sucht Euch was aus…
Hach, da denkt man der Name Leindotter deutet ganz einfach auf eine dottergelbe Blume in Leinfeldern. Und so ist es wohl auch. Aber Ihr seht, was professionelle Etymologen an anderen Möglichkeiten aus solchen Buchstabenkombinationen herauslesen können, wenn, so wie hier, zuweilen auch arg gequält…
Uns allen, mag es bloß eine schöne und nutzbringende Blume sein…
Nein, ich bin noch nicht am Ende, denn es gibt noch einen weiteren interessanten deutschen Namen für den Leindotter, nämlich Deutscher Sesam. Aber warum? Kurzum, ich weiß es nicht.. . hab’s auf die Schnelle nicht recherchieren können. Auf meine Nachfrage berichtete mir DER Leindotter-Experte hier an der Saar, Patric Bies, folgendes:
„Tatsächlich war man bis ins 19. Jahrhundert gelegentlich davon ausgegangen, dass Leindotter mit dem Sesam verwandt ist. Scheinbar entstand daraus das "Deutsche Sesam". Wobei ich annehme, dass die meisten sowieso nie eine Sesampflanze zu Gesicht bekamen. Geschmacklich sind beide Öle markant, doch schon etwas unterschiedlich. Auch die Saaten sind unterschiedlich. In Zeiten, wo eh unklar war, warum Öle ranzig werden, war dies sicher eine Art verstecktes Lob“
Ich selbst kann mir auch vorstellen, dass dieser Begriff den Leindotter lobend herausstellen soll, denn vom Sesam ist bekannt, dass er ein sehr hohe ernährungsphysiologische Wertigkeit besitzt, d.h. er enthält für uns Menschen eine ideale Kombination an Nährstoffen (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße u.a.) in Art und Mengenverhältnis.
Aber vielleicht heißt er auch nur so, weil die Leindottersaat der Sesamsaat ähnlich sieht?