Die Leinenpflanze hatte im Leben unserer Vorfahren eine bedeutende Stellung. Die Fasern des Leinens kleidete sie. Das Öl wurde als Speiseöl oder für technische Zwecke eingesetzt. Leinen war so unentbehrlich, dass man bereits im Frühsommer vorsorglich eine „Fahrt ins Blaue“ zu den Leinenfeldern unternahm, um am blauen Blütenmeer auf eine hoffentlich reiche Ernte zu schließen. Man schätzte sie „ins Blaue“. Doch seit Ende des 18. Jahrhunderts verlor der Leinen bzw. Flachs zunehmend an Bedeutung. Eine andere Naturfaser, die Baumwolle, überrollte aus Amerika die europäischen Märkte. Zudem hatte diese Faser einige vorteilhafte Eigenschaften (leichtere Färbbarkeit, keine Neigung zum Knittern).
Heute erstrahlt die Region an Saar und Blies zunehmend wieder in sommerlichem Blau. Weniger die textile Faser, sondern das Öl des Leinens erlebt eine Renaissance als Speiseöl in der saarländischen Küche.
Frisches Leinsamenöl aus dem Saarland ist ein besonders feines Öl und wird von Gourmets und gesundheitsbewussten Menschen wegen seines einzigartig zarten, eleganten Aromas, ohne aufdringliche Bitternis und Schärfe, hoch geschätzt. Zudem ist es infolge seiner kurzen Haltbarkeit von 3 Monaten sehr gesucht. Die Leinsamen werden schonend kaltgepresst. So bleibt der charakteristische Geschmack erhalten.
Die medizinischen Wirkungen beruhen auf der außergewöhnlichen Zusammensetzung des Leinöls. Es besteht zu über 90 Prozent aus ungesättigten und nur zu weniger als zehn Prozent aus gesättigten Fettsäuren. Bei den ungesättigten Fettsäuren besitzt die Alpha-Linolensäure (ALA) mit über 50 Prozent den höchsten Anteil, die Linolsäure (LA) und Ölsäure sind zu jeweils etwa 18 Prozent vertreten. ALA (Omega-3) und LA (Omega-6) gehören zu den essenziellen Fettsäuren. Die medizinischen Wirkungen werden sowohl ALA und LA selbst als auch Omega-3-Fettsäuren, die aus ALA im Körper entstehen, zugeschrieben. Die Fettforscherin Dr. Johanna Budwig warb bereits vor Jahrzehnten für die gesundheitsfördernde Wirkung des Leinöls und machte es zum Hauptbestandteil ihrer Öl-Eiweiß-Kost.
Die moderne medizinische Forschung und die Erkenntnisse der biochemischen Zusammenhänge im Bereich des Stoffwechsels der essenziellen Fettsäuren haben belegt, dass Leinöl vielfältige Wirkungen auf die Gesundheit besitzt.
Diese Wirkungen erstrecken sich sowohl auf die Gesundheitsvorsorge (Schwangerschaft, Embryonalentwicklung), als auch auf die Prävention und Behandlung von Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungsprozesse, Depression und Morbus Alzheimer. Auch ein präventiver Effekt bei der Entstehung von Krebs wird diskutiert.
Drei Akteure haben besonders dazu beigetragen, dass saarländisches Leinöl wieder „en vogue“ ist: Die Historische Ölmühle Wern, an der seit 2005 alljährlich das einzige Leinblütenfest in Deutschland stattfindet, der Landhof „Wern’s Mühle“, auf dessen Speisekarte Leinsamenöl nicht mehr wegzudenken ist, und die Bliesgau Ölmühle, als Hersteller von frischem und genussreichen Leinöl für die heimische Küche.
Angelockt von den Grafen von Nassau-Saarbrücken zog es einst die Familie Wern im 17. Jahrhundert vom Berner Oberland der Schweiz ins Ostertal. Deren Nachfahren bauten ab 1841 eine Mahlmühle am Osterbach, die ab 1856 mit einer Ölmühle ergänzt wurde. 1902 entschloss man sich, der Mühle eine Gaststätte anzugliedern – zunächst gedacht als „Kohlehaltestelle“ für die vielen Bergleute, „Hartfüßler“ genannt, die an diesem „Knotenpunkt der Bergmannspfade“ auf ihrem Weg zu den Gruben an Blies und Saar vorbei kamen. Wern’s Mühle wurde schnell zum beliebten Ausflugs- und Veranstaltungslokal, es gab Sommerfeste und rauschende Ballnächte mit großen Tanzorchestern.
Nach dem Krieg entwickelte sich Wern’s Mühle zum größten Ölproduzent hierzulande. Doch mit der wirtschaftlichen Rückgliederung des Saarlandes zur Bundesrepublik im Jahr 1959 war man der Konkurrenz aus dem „Reich“ nicht mehr gewachsen. Der Mühlenbetrieb wurde eingestellt. Stattdessen florierte die Gastwirtschaft, bis sie 2012 von Theresia und Markus Keller übernommen wurde.
Heute ist die alte Wassermühle ein lebendiges Museum, um das sich Willi Wern liebevoll kümmert und das für Besucher sonntags immer offen steht. Auch Vorführungen der alten Mühlentechnik und sogar Schaupressungen von heimischem Öl finden statt. Öl, das erstmals seit über 50 Jahren direkt in der Gastronomie probiert werden kann.
Historische Ölmühle Wern
Willi Wern
Brückenstraße 37
66564 Ottweiler - Fürth
Tel. 0 68 58 / 60 02 09
www.oelmuehle-wern.de
Seit über 100 Jahren ist Wern’s Mühle in Ottweiler-Fürth eine beliebte Ausflugsgaststätte direkt neben der alten Ölmühle, die bis 1959 in Betrieb war. Das Landhaus “Wern’s Mühle”, von Theresia und Markus Keller betrieben, präsentiert saarländische Gastlichkeit unter einem Dach. Inmitten der Natur liegend bietet es die Möglichkeit, auf der Sonnenterasse mit Blick auf die Oster oder unter einem alten Kastanienbaum im Biergarten zu verweilen.
Kulinarisch ist einiges geboten: Markus Keller nutzt fast ausschließlich Produkte aus der Region auf der Speisekarte. Natürlich frei von jeglichen Zusatzstoffen wie z.B. das leckere Leinsamenöl.
Als Ausgangspunkt vieler Wanderwege - darunter der Premium-Mühlenpfad - lädt „Wern’s Mühle“ die naturbegeisterten Wanderer zur Einkehr bei einem gemütlichen Glas Wein oder hauseigenem Bier ein. Auch Übernachtungen in der historischen Wassermühle sind möglich.
Landgasthaus Wern´s Mühle
Familie Theresia & Markus Keller
Brückenstraße 37
66564 Ottweiler - Fürth
Tel. 0 68 58 / 6 999 211
www.werns-muehle.de
L’huile de graines de lin du Bliesgau est considérée comme une huile très fine et particulièrement appréciée des gourmets pour sa spécificité, ses arômes élégants, sans amertume ni…
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