Fast ausgestorben: Gezähnter Leindotter
Doch es gibt Hoffnung: Die Bliesgau Ölmühle vermehrte Saatgut
Schon einmal was von „Gezähnten Leindotter“ gehört? „Gezähnter Leindotter“ gehört zu den engsten Verwandten unseres Leindotters (Camelina sativa). Botaniker gehen davon aus, dass es sich bei dieser Form des Leindotters um eine verwilderte Form des in der Zeit der Römer und Kelten weit verbreitenden Leindotters handelt.
Als man im Mittelalter bei der Selektion und Zucht von Kulturpflanzen große Fortschritte machte, starb der Leindotter als Kulturpflanze auf den Äckern aus. Wahrscheinlich schien es lohnenswerter, Ölpflanzen mit Mehrfachnutzen, also kombinierte Öl- und Faserpflanzen wie Hanf und Leinen, anzubauen. Denn der zur Familie der Kreuzblütler gehörende Leindotter enthält keine spinnbaren Fasern.
Für sein Weiterleben in der heimischen Flora war dies unwichtig, denn dem „Gezähnten Leindotter“ gelang es, sich als „Wildpflanze“ oder „Unkraut im Leinen“ zu behaupten. Heute zählt er zu den verschollenen und gefährdeten Pflanzen in Deutschland und steht zu Recht auf der Roten Liste.
Kürzlich durfte die Bliesgau Ölmühle einen Anbauversuch mit „Gezähnten Leindotter“ auf dem Anwesen von Doris Kratkey bei Beeden durchführen. Das Saatgut stammte vom Dreschflegel-Versand (Friedmunt Sonnemann aus Longkamp im Hunsrück und dem Julius-Kühn-Institut in Braunschweig), alles in allem etwa 30 Gramm, das auf etwa 1 Kilogramm vermehrt werden konnte.
Eine bei CBA-Graf GmbH in Kirkel durchgeführte Ölanalyse ergab ein überraschendes Bild: „Gezähnter Leindotter“ unterscheidet sich in der Zusammensetzung kaum von dem heute verwendeten Leindotter z.B. der von der Bliesgau Ölmühle angebauten Sorte „Legina“. Die Omega-3 Fettsäuren liegen mit etwa 45 Prozent Anteilen nur geringfügig unter denen des Bliesgau-Leindotteröls. Auch sensorisch waren kaum Unterschiede festzustellen.
Die Bliesgau Ölmühle will den Anbau von „Gezähnten Leindotter“ ausweiten, um dessen Öl einer breiteren Öffentlichkeit zu erschließen. Gourmets dürfen also hoffen, ein „ausgestorbenes“ Öl zu genießen und die Natur, eine alte Pflanze zu behalten.